
„Ich dachte, geil, endlich mal wieder ein richtiges Full House!“, erklärt Kevin, der nach eigenen Angaben täglich mehrere Stunden mit Online-Poker verbringt und das Wohnzimmer nur in All-In-Situationen verlässt. „Aber als ich ankam, saß da nicht mal ein Zwilling.“
Keine Drillinge. Kein Paar. Nur Tante Gisela mit Bowle.
Statt eines fairen Kartenspiels erwarteten Kevin grillende Familienmitglieder, unzählige Kinder in Planschbecken und die musikalische Untermalung von DJ Alexa mit der Playlist „Sommerhits 2012“.
„Ich hab direkt meine Chips rausgeholt und versucht, dem Opa gegenüber ein Blind zu setzen“, so Kevin weiter. „Aber er hat nur gesagt: ‚Junger Mann, ich bin Diabetiker.‘ Da wusste ich: Ich bin hier falsch.“
Begriffsklärung dringend nötig
Sprachwissenschaftler fordern nun eine klarere Abgrenzung des Begriffs „volles Haus“. „Die Dopplung von Alltags- und Pokervokabular ist ein unterschätztes Risiko für kommunikative Missverständnisse“, erklärt Prof. Dr. Regina Blatt von der Universität Trier. „Gerade bei Spielbegeisterten mit Sozialvermeidungsdrang kann es zu gefährlichen Fehlinterpretationen kommen.“
Kevin hat aus dem Erlebnis Konsequenzen gezogen: „Ich geh jetzt nur noch zu Veranstaltungen mit dem Titel ‚Straight Flush‘ – da weiß ich wenigstens, dass alle in einer Linie sind und keiner ungefragt spült.“