
„Wir sind ein Ort der progressiven Selbstauflösung“, erklärt Mitgründerin Janka-Nova (vormals Stefan). „Wer sich heute noch sicher ist, wer er ist, hat offensichtlich gestern nicht genug gelebt.“
Einlass nur mit tagesaktuellem Ich-Zertifikat
Der Türsteher – ein schüchterner Performancekünstler namens „X“ – verlangt seit letzter Woche einen Identitätsstatus in Echtzeit. Beliebt sind Formulierungen wie „fluid-demisensuell mit Hang zu kosmischem Zweifel“ oder „momentan einfach nur: Nebel“.
Gäste mit stabiler Persönlichkeit, festem Beruf oder klarer Meinung werden freundlich, aber bestimmt an die nächste Shisha-Bar verwiesen. „So etwas können wir hier nicht verantworten“, heißt es.
Verwirrung unter Besuchern: „Ich dachte, ich bin cool – aber das war gestern“
Viele Szene-Gänger sind überfordert. Die 27-jährige Lilo aus Friedrichshain klagt: „Ich habe meinen Lebenslauf extra auf Poetry-Slam umgeschrieben und meine Pronomen stündlich angepasst – aber offenbar war das immer noch zu konventionell.“
Der 32-jährige Ben (heute: „Wolkeneinheit-23“) hat es immerhin einmal durch den Türnebel geschafft: „Drinnen war es unbeschreiblich. Niemand wusste, ob er wirklich existiert – aber alle haben getanzt.“
Kritik von Identitäts-Konsistenzfreunden
Der Bund für Chronisch Konstante Charaktere (BCKK) kritisiert die neue Regelung scharf: „Ständige Selbsthinterfragung führt zu erhöhtem Konsum von Sojamilch, Biografiewechseln und Instagram-Posts mit unlesbaren Hashtags.“
Das Lokal „fluid42“ kontert gelassen: „Identität ist ein Konzept der Vergangenheit. Unsere Gäste sind heute Bäume, morgen Gefühle und übermorgen W-LAN-Signale – wir nennen das: authentisch.“
Ob sich dieser Trend durchsetzt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Wer sich heute noch als Mensch versteht, sollte spätestens morgen ein Update machen – oder draußen bleiben.