
Julian (29), hauptberuflich Milchschaum-Flüsterer in einem Szenecafé, gibt offen zu, heimlich aus Kaffeetassen die Zukunft seiner Gäste zu lesen.
Seine Kolleg:innen sind irritiert – seine Kundschaft begeistert.
„Ich sehe dunkle Röstungen… und dunkle Absichten“
„Es hat mit einem Flat White angefangen“, so Julian, der sich inzwischen auch „Espressomant“ nennt.
„Der Satz war so klar. Ich sah einen Tinder-Match mit Daddy-Issues und eine Steuerprüfung – beides trat exakt zwei Wochen später ein.“
Seitdem kann Julian nicht mehr aufhören, in die Tassen zu blicken. Oder wie er sagt: „in die Bohne der Wahrheit“.
Kaffeesatz statt Tarot – „Arabica offenbart alles“
Inzwischen bietet das Café „Kollektiv Koffein“ nicht nur Cortado mit Hafermilch, sondern auch Karmakaffee mit optionaler Lebensdeutung.
Gäste berichten von erschreckend präzisen Aussagen wie „Du wirst bald eine neue WG-Küche betreten, in der jemand ‚Polyamorie‘ sagt, ohne rot zu werden“.
Oder: „Du musst bald mit jemandem über NFTs sprechen – bleib stark.“
Bezirksamt skeptisch – „Gefahr von esoterischem Überlauf“
Ein Sprecher des Bezirksamts warnte: „Kaffeesatzlesen ist keine anerkannte Beratungsform. Wenn Baristas jetzt auch noch Zukunft deuten,
muss man bald bei jeder Bestellung unterschreiben, ob man bereit ist, Schicksalsinfos zu erhalten.“
Julian kontert gelassen: „Das habe ich vorhergesehen.“
Kollegen irritiert – Gäste süchtig
„Seit Julian aus meinem Cappuccino gelesen hat, weiß ich, dass mein Ex zurückkommt, wenn der Milchschaum zusammenfällt“,
sagt Stammgast Lisa (32) und bestellt zum vierten Mal in einer Stunde.
„Ich will einfach wissen, ob ich nächste Woche beim Yoga mit dem heißen Typen spreche oder nur wieder meine Matte vergesse.“
Wissenschaft bleibt ratlos – aber interessiert
Eine Studie der Humboldt-Uni kam zu dem Schluss: „Kaffeesatzlesen ist statistisch so zuverlässig wie Horoskope –
aber mit deutlich besserem Geruch.“
Die Forscher:innen erwägen nun, die Methode auf Teesorten auszuweiten. Arbeitstitel: „Schicksal mit Schuss“.
Julian wurde zuletzt dabei beobachtet, wie er aus einem doppelten Espresso „eine bevorstehende Wohnungskündigung mit Skorpion-Energie“ las.