„Der Trend zur Selbstheilung ist brandgefährlich – für unsere Quartalszahlen“, erklärt ein Sprecher der „Vereinigung für Chemisch-Synthetisch Reine Lösungen“ (VeChemReiLö). „Wenn das so weitergeht, machen demnächst noch Lavendel und Bewegung unsere Schmerzmittel arbeitslos.“

Die Forderung: Ein EU-weites Verbot von Heilpflanzen, Fußbädern, Spaziergängen mit therapeutischer Absicht und allem, was irgendwie nach „Wohlbefinden“ klingt. Stattdessen sollen Patienten gesetzlich verpflichtet werden, bei jedem Schnupfen mindestens drei verschreibungspflichtige Präparate zu konsumieren – vorzugsweise mit drei Beipackzetteln pro Tablette.

„Diese ganze Natur ist völlig unreguliert“, empört sich ein Lobbyist anonym im Schutzanzug. „Was kommt als Nächstes? Globuli auf Rezeptfreibasis? Atemübungen ohne Apothekenpflicht? Das ist Anarchie mit Lavendelnote!“

Auch Homöopathie steht unter Verdacht – allerdings nicht wegen fehlender Wirkung, sondern weil die Herstellungskosten bei 0,0000001 Cent pro Liter lächerlich niedrig seien. „Ein wirtschaftlicher Affront“, so der Verband der Placebo-Produzenten.

Ein geheimer Gesetzesentwurf sieht außerdem vor, dass alle Heilpraktiker künftig den Zusatz tragen müssen: „Dieser Mensch könnte Eigenverantwortung fördern.“ Erste Praxen werden bereits mit Aufklebern versehen: „Warnung: Hier wird zugehört.“

Die Natur selbst wurde ebenfalls vorgeladen. Ein anonymer Waldabschnitt aus der Eifel muss sich vor dem Lobbyausschuss verantworten – wegen „unnachvollziehbar hoher Konzentration an Erholungspotential“. Die Vernehmung erfolgt unter Laborbedingungen und ohne Sonnenlicht.

Ein Sprecher der Bundesregierung versicherte auf Nachfrage: „Wir prüfen die Vorschläge mit größter Ernsthaftigkeit, sobald wir uns von unserer Fastenwanderung im Schwarzwald erholt haben.“