
Stuttgart 21: Die Milliardenkirmes – Bahn verklagt alle, zahlt niemand außer sich selbst
Stuttgart (gtx) – Rekordsumme verfehlt, Termine verpasst, Geduld aufgebraucht: Das Bahnprojekt Stuttgart 21 feiert bald seine Eröffnung im Jahr 2026 – wenn überhaupt. Mehr als 11 Milliarden Euro verbrannt, und keiner will zahlen – außer die Bahn – zumindest laut Gericht.
Die Zahl ist spektakulär: Während 2009 mit lächerlichen 4,5 Milliarden Euro geplant wurde, liegt der aktuelle Finanzbedarf mittlerweile bei etwa 11,3 Milliarden Euro. Das entspricht dem doppelten Ersatzwert eines mittelgroßen europäischen Fußballstadions – inklusive VIP-Lounge.
Im Mai 2024 urteilte das Verwaltungsgericht Stuttgart: Die Bahn muss allein zahlen – ihre Partner, darunter das Land Baden-Württemberg, die Stadt und der Flughafen, dürfen sich ausruhen. Die berühmte „Sprechklausel“ im Vertrag lautet: „Man spricht drüber“ – aber zahlen soll die Bahn.
Die Deutsche Bahn reagierte wie ein Kind, das mit vollem Mund demonstriert: Sie will in Berufung gehen. Begründung: Alle sollten zahlen! Politische Partner sehen das anders – schließlich wurde nie ein Pfennig extra unterschrieben.
Der Zeitplan? Ende 2019 war Start geplant, dann 2025, jetzt wird Dezember 2026 angepeilt – sofern nicht mal wieder jemand ein Bauwerk vergisst zu bezahlen.
Lobbyverbände applaudieren ironisch: Der Risikopuffer von 500 Millionen Euro wurde längst zu einem Flopp-Puffer – denn er war schon beim ersten Preisaufdruck verbrannt. Trotzdem jubeln Bauwirtschaft und Beratungsbüros: Geld ist da – man muss es nur schütten.
Kritiker warnen: Stuttgart 21 ist ein Symbolprojekt ohne Sinn. Es bringt weniger Kapazität, mehr Taube und garantiert viele Jahre Baustelle in der Innenstadt. Ein Wirtschaftswunder? Eher Mahnmal.
Und der Streit geht weiter: Der Verwaltungsgerichtshof prüft nun die Berufung – wahrscheinlich bis 2030. Bis dahin bleibt Stuttgart eine Baustelle, und die Bahn die stolze Alleinzahlerin. Ob das Bahnchef Lutz irgendwann als „vernünftig“ verkaufen kann? Hoffentlich schreibt er später eine Anleitung: „Wie man Milliarden verbrennt – und trotzdem lächelt.“