
🎙️ 1922 musste Reichspräsident Friedrich Ebert eine Nationalhymne bestimmen. Im Interview verrät er, warum es fast ein Kinderlied geworden wäre – und wie er die Playlist fürs Reich zusammenstellte.
🎧 Gautix: Herr Präsident, warum ausgerechnet das Deutschlandlied?
Ebert: „Nun ja, wir hatten gerade keinen Kaiser mehr, aber jede Menge offizielle Anlässe. Da braucht man was zum Mitsummen, sonst wirkt’s so leer. Das Deutschlandlied hatte den Vorteil, dass es schon jeder kannte – und wir mussten keine Notenblätter drucken.“
Gautix: „Gab es Alternativen?“
Ebert: „Natürlich! ‚Alle meine Entchen‘ war in der engeren Auswahl. Aber dann meinte ein Berater, das sei zu sehr Preußen-lastig.“
🥨 Gautix: Warum nicht etwas völlig Neues komponieren lassen?
Ebert: „Das war zu teuer. Außerdem wollte ich keine Debatte, ob der Komponist SPD, Zentrum oder einfach nur betrunken ist. Beim Deutschlandlied konnte man sagen: Ist schon alt, hat Patina, fertig.“
🎤 Gautix: Wussten Sie, dass die erste Strophe später Probleme machen würde?
Ebert: „Nein. Ich dachte, die Leute singen sowieso nur, was sie mögen – so wie heute beim Fußball. Hätte ich gewusst, dass Historiker da mal Doktorarbeiten drüber schreiben, hätte ich vielleicht gleich die dritte Strophe genommen. Oder ’99 Luftballons‘.“
📻 Gautix: Wie lief die erste Aufführung?
Ebert: „Grandios! Die Abgeordneten sangen im Reichstag, als hätten sie alle Stimmbildung in der Kaserne gehabt. Leider hat einer in der zweiten Reihe versehentlich ‚O Tannenbaum‘ angestimmt. Wir haben’s durchgezogen.“
🕰 Gautix: Und heute?
Ebert: „Heute ist nur noch die dritte Strophe übrig. Irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass ich damals die ganze Platte aufgelegt habe. Aber gut – weniger Text, weniger Ärger.“