Berlin-Kreuzkölln (gtx)
Früher war „alt“ ein Makel, heute ist es ein Geschäftsmodell:
Unter dem Label „Vintage“ werden Dinge gefeiert, die früher peinlich waren
von Oma-Radios bis Bundeswehr-Hemden.
Experten sprechen bereits von einer „retroaktiven Ästhetikverirrung mit Stilambitionen“.

🛠️ „Defekt? Nein – das ist Patina!“

Der 24-jährige Jan-Niklas, Hobby-Barista mit Studienabbruch in Kommunikationsarchäologie,
betreibt einen Second-Hand-Store namens „PatinaMatina“.
Auf Anfrage, ob der Plattenspieler funktioniere, erklärt er stolz:
„Klang ist relativ. Es geht um das Gefühl. Und das Rauschen.“
– Das Gerät ist laut TÜV-Bericht ein Heizlüfter von 1979.

🪑 Neue Trendprodukte: Wackelige Stühle und DDR-Keksdosen

Während ältere Generationen entrümpeln, räumen Influencer wieder ein.
Besonders gefragt: Sitzgelegenheiten mit nur drei Beinen („Mehr Persönlichkeit!“)
und abgelaufene Knusperflocken („DDR-Authentizität zum Lutschen“).

👴 Vintage-Menschen als Lebensstil

Immer mehr junge Großstädter kleiden sich wie ihre Urgroßeltern –
„Opa-Chic“ sei die Rebellion gegen Fast Fashion,
sagt die 27-jährige Marlene-Frieda, während sie in einem Bademantel von 1963 Espresso aus einer Blechkanne serviert.
„Ich trage diesen Geruch mit Stolz – das ist echtes Linoleum.“

📦 Streaming war gestern – jetzt kommt VHS-On-Demand

Ein Start-up aus Hamburg bietet neu aufbereitete VHS-Kassetten im Abo.
Motto: „Netflix für Leute mit Rückspul-Ethik“.
Laut CEO: „Unsere Kunden schätzen es, wenn man bei Minute 4 nochmal aufstehen muss.“
Erste Bonusfolge: „Derrick, leicht verwaschen“.

📈 Wirtschaftswunder 2.0 – Alte Sachen, neue Preise

Auf Flohmärkten erzielen Gummibärchendosen von 1992 inzwischen Höchstpreise.
„Früher war das Ramsch, heute ist es Retro-Deluxe“, so ein Händler.
Besonders beliebt: verbeulte Emaille, abgenutzte Wörterbücher und Röhrenfernseher mit nur zwei Sendern.
– Alles, was früher keiner wollte, ist heute Insta-tauglich.


Demnächst bei Gautix:
„Faxgeräte feiern Comeback – Influencer hassen schnelle Kommunikation“
und
„Butterbrotdose mit Seele – Tupper war gestern“