Leipzig (gtx)
Es war ein Kongress der Körperlichkeiten, ein Symposium der Spermienvermeidung:
Im Jahr 1929 stellte Hermann Knaus stolz vor, was damals noch als „rhythmische Revolution“ galt – die Verhütung mit Kalender und Hoffnung.
Was fehlte? Internet, Perioden-Tracker und Zuverlässigkeit.

📊 Die Methode: Mathematik trifft Menstruation

Die Idee war bestechend einfach:
Wenn man weiß, wann eine Frau fruchtbar ist, kann man – theoretisch – nicht genau dann miteinander kuscheln.
Knaus formulierte es als:
„Wer rechnen kann, braucht keine Kondome. Nur Nerven aus Stahl und einen sehr ruhigen Lebensstil.“

🧘 Verhütung mit Achtsamkeit (und Schätzfehlern)

Die Methode fand schnell Anhänger – besonders in der katholischen Kirche, bei Kalenderfreunden und bei Paaren, die sich über unerwartete Kinder trotzdem irgendwie freuten.
Kritiker nannten das Verfahren „eine Lottoziehung mit Beischlaf“.
Ein Priester lobte:
„Endlich sündloser Sex mit eingebauter Buße – neun Monate später.“

👶 Resultate: Viele Babys, wenig Berechenbarkeit

Die Knaus-Ogino-Methode wurde unfreiwillig zur Grundlage ganzer Geburtenjahrgänge.
Besonders der Februar 1930 gilt als „Hochzeit des Kalenderscheiterns“.
Eine Krankenschwester berichtet:
„Alle Eltern behaupteten, sie hätten genau aufgepasst. Offenbar war der Mond schuld.“

📱 Heute: Die App übernimmt (meist)

Inzwischen übernimmt die Zykluskontrolle meist das Smartphone.
Aber der Algorithmus basiert noch immer auf der Arbeit von Knaus und Ogino –
mit dem Unterschied, dass Alexa heutzutage fragen kann:
„Willst du wirklich heute – oder lieber nicht?“


Demnächst bei Gautix:
„Verhütung in der Antike: Warum römische Legionäre auf Olivenöl setzten“
und
„Kondom aus Ziegenblase – das Mittelalter war sexy und seltsam“